Menachem Klein

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Was ist West-Jerusalem?

West-Jerusalem ist ein Begriff, der sich im Juni 1967 herausbildete. Bis dahin existierten die Bezeichnungen „Ost-Jerusalem“ und „West-Jerusalem“ nicht. Vor dem Krieg gab es zwei getrennte Städte: das israelische Jerusalem auf der einen Seite und auf der anderen Seite das jordanische Jerusalem. Wegen der starren Grenze war es unmöglich, sich eine Stadt vorzustellen. Zudem war die Stadt auch vor dem Krieg von 1948 nicht in Ost und West geteilt gewesen. Es gab Jerusalem. Die Stadt hatte Viertel und man definierte sich als Einwohner*in der gesamten Stadt und Bewohner*in eines bestimmten Viertels. Außerhalb dieser Identität gab es nichts, was die Identität aufgrund des Gebiets geprägt hätte.

Die Begriffe „Ost-Jerusalem“ und „West-Jerusalem“ wurden durch Israel erst im Zuge der Annektierung der jordanischen Stadt geschaffen. Beide Ausdrücke bringen die israelische Haltung zum Ausdruck, dass es sich bei Jerusalem um eine Stadt mit zwei Teilen handelt: der arabische Osten und der jüdische Westen. Das ist keineswegs nur eine geografische Teilung. Sie markiert auch eine ethnische Trennung und einen geteilten Status: das Separieren der jüdischen von der arabischen Bevölkerung, Teilungen, die vor Juni 1967 nicht vorgenommen wurden, als im israelischen Jerusalem damals die Bürger*innen Israels und im jordanischen Jerusalem Palästinenser*innen, die die jordanische Staatsbürgerschaft hatten, lebten.