Interview mit Juval Diskin. Direktor des Schin Bet von 2005-2011
Im Arabisch-Kurs war ich mit 22 Jahren der Jüngste. Der Kurs ging über einen längeren Zeitraum, war ziemlich interessant, und in der Gruppe waren wunderbare Leute. Erst da fiel bei mir der Groschen, dass ich beim Schin Bet war.
In dem Kurs machst du Bekanntschaft mit der arabischen Kultur, mit ihrer Lebenswelt. Ihren Sitten und Bräuchen. Mit der Tradition. Der Sprache. Es erschließt dir eine vollkommen neue Welt. An den Kurs schließt sich eine Phase an, die du teilweise im Gelände verbringst, an allen möglichen Orten, und du kommst dahinter, dass du zwar über das nötige Rüstzeug verfügst, allerdings beherrschst du es noch nicht umfassend. Du brauchst mehr Zeit und vor allem viel Erfahrung, um diese Welt zu ergründen. Es ist eine andere Welt. Du kommst aus der jüdischen, aus der israelischen Kultur, und triffst nun auf eine andere. Ich spreche von 1979, was schon eine Weile her ist.
Die Modernisierung hielt sich in Grenzen. Ich mochte die Szenerie der Dörfer mit den Bauern, die Landwirtschaft, die Landschaft mit den Olivenbäumen, die verschiedenen kulturellen Codes, ihre Gastfreundlichkeit. Viele Dinge, durch die du jede Menge Anekdoten und eine exotische Weltanschauung verstehen lernst. Aber umso tiefer du vordringst, sagst du dir: Moment mal, ich bin ja kein Zuschauer. Ich bin nicht hier, um ein Foto zu knipsen und wieder zu verschwinden. Was mache ich eigentlich an diesem Ort? Du kapierst, dass du eigentlich ein Schauspieler bist – ein kleiner? Ein großer? Das bleibt deiner Weltanschauung überlassen, aber in einem Konflikt zwischen den Völkern übernimmst du eine Rolle.