Malka geht an der Spitze der Gruppe. Ohne hoheitsvolle Gesten. Sie leitet, lenkt und führt, lässt aber ihre besondere Position außer Acht, daher gilt es, sich in ihre andere Art der Führung hineinzudenken. Zu welcher Zeit begegneten wir einem Oberhaupt, das seinen Führungsanspruch nicht allein aufgrund seines Daseins verkündete oder weil es gewählt worden war? Bis heute nicht, auch nicht einer Frau. Und nun seht: Seit Malka durch die Tore der Stadt gezogen ist, hat hier erstmals etwas eingesetzt, das an ein Wunder grenzt. Passanten nahmen sie sogleich wahr. Einige von ihnen hielten sie für eine Besucherin, einen Gast, der für kurze Zeit einen Blick auf den Ort werfen, von dessen Schönheit und dem vielen Zerstörten kosten will, das mit der Schönheit Seite an Seite wohnt. Malka selbst verkündete keine Absicht, sich zur Herrscherin aufzuschwingen oder Herrschaft auszuüben. Weder über die Stadt noch deren Menschen. Keiner bezeichnete sie als Oberhaupt, das die Führung übernommen hat. Ihre Rolle ergab sich nicht aus dem Erbe einer Monarchie und war nicht Ergebnis freier Wahlen. Sie war nicht entsendet worden, auch nicht durch die Hand Gottes. Sie hatte keine Weihe erhalten und war nicht gekrönt worden.
Malka war aus freien Stücken gekommen, hatte von selbst gewusst, dass ihr Kommen vonnöten war, eintreten musste. Sie begriff es als persönliche Pflicht, sich einzufinden, an einem Ort in Erscheinung zu treten, der bereits seit vielen Jahren keine führende Rolle mehr spielt, die Verantwortung in die falschen Hände legte und, wie in anderen Regionen der Welt, unermesslich schwere Fehler beging. Malkas Präsenz macht sie zur Führungsfigur neuen Formats, daher ist ihre Führung einmalig und wird sich in der Geschichte nicht wiederholen. Außer der Kenntnis, dass ihr Kommen eine Notwendigkeit war, verspürte Malka den Wunsch, das starke Gefühl, sich in dieser verwirrenden und gespaltenen Stadt zu befinden und sie zu sehen, wie sie wirklich ist; durch die Menge und in der Menge zu gehen, bei der sie sich nicht einschmeichelt; über die Promenaden zu wandern und einen Blick in die Häuser zu werfen, Stätten zu besuchen, die zur Besichtigung offeriert werden und Armenviertel; in die Tiefen der Erde hinabzusteigen, in die Bunker und Verkehrstunnel, wieder heraufzukommen und die Gedenkstätten aufzusuchen, derer es hier zu viele gibt.