Asaf Schurr – „Motti“, Belletristik

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Und Menachem gab keinen Laut von sich, saß da und zitterte, war ganz schwach, und Motti stand auf und sagte, ich, ich bin gefahren. Menachem hob nicht mal den Blick. Und neben ihnen stand der Ehemann von Sarah Rosenthal, ihre Kinder, und Motti, inmitten all dessen, stand vor ihnen und sagte, ich bin gefahren. …

Und Motti in seiner Zelle. Rechts eine Wand und links eine Wand, vorne eine Wand (und eine Tür) und hinten eine Wand, über und unter ihm nichts als Zeit.

Er drückt ein Ohr an die Wand (von der anderen Seite dringt kein Laut) und malt sich etwas aus. Stimmt, man kann einwenden, das sei unproduktiv, pathetisch sogar, er und sein introvertiertes Leben, aber auf diese Weise ist er frei, selbst in der Gefängniszelle ist er frei, dass man ihn einfach nur beneiden kann, und auch wenn die wahre Lebensgeschichte mit seinen Taten derart an die Wand gedrängt ist, haben seine anderen Leben, die er sich ausmalt und im Gedächtnis behält, so viele Stimmen, mehr, als das Übliche es bereithält, und auch darin liegt Freiheit, und mit den Jahren, wenn die Zeit sich zum größten Teil hinter ihm erstrecken wird, was macht es da eigentlich für einen Unterschied, was wirklich gelebt wurde und an was wir uns lediglich erinnern?